“Krieg: Stell dir vor, er wäre hier”

Gebannt verfolgen die Schüler*innen des DS-Kurses den Ausführungen der Schauspielerin Marisa Wojtkowiak

Durch die aktuelle Lage in der Ukraine wurden wir, also die Darstellendes-Spiel Kurse des
elften Jahrgangs, dazu veranlasst uns mit der Frage auseinander zu setzen: Was wäre
wenn wir hier in Deutschland Krieg hätten?
Dazu hatten wir uns zunächst das Buch „KRIEG, STELL DIR VOR ER WÄRE HIER“ von
Janne Teller aus dem Jahr 2011 durchgelesen, welches sich mit genau dieser Frage
beschäftigt.
Die 58 jährige dänische Autorin nimmt den Leser in dem Buch rund um den 14 jährigen namenlosen Protagonisten mit auf eine Reise in die Zukunft, in welcher sich Deutschland nach dem Zusammenbruch der Europäischen Union und der Machtübernahme ultranationalistischer politischer Kräfte in einem Krieg mit den Nachbarstaaten befindet. Knappheit, Elend und Verlust werden allgegenwärtig und die fiktive Erzählerfamilie entscheidet sich schließlich nach Ägypten zu fliehen. Dort ist die Familie zwar in Sicherheit, allerdings werden sie immer wieder mit Diskriminierung und typischen Vorurteilen konfrontiert. Eine sehr eindrucksvolle Möglichkeit für den Leser sich in die Situation von Flüchtlingen hineinzufühlen.
Daraufhin wurden wir von der Schauspielerin Marisa Wojtkowiak aus dem Theater für
Niedersachsen im Klassenzimmer besucht. Sie hat uns eine 30-minütige Inszenierung des
Buches als Einpersonenstück vorgeführt. Allerdings spielte sie nicht etwa auf einer Bühne,
sondern vor Ort mitten im Klassenzimmer. Die Schauspielerin spielte im Gegensatz zum
Buch hauptsächlich aus Perspektive der Schwester des Protagonisten, aber sie nahm im
Verlauf des Stückes viele Rollen ein und obwohl die Grundgeschichte der des Buches
entsprach wurden an vielen Stellen kleine Veränderungen und Umdeutungen
vorgenommen.
Wir als Theaterexpert*innen haben uns neben den Inhalten natürlich auch auf die
schauspielerische Umsetzung ohne richtige Bühne oder Requisiten konzentriert. Als
Requisiten hatte die Schauspielerin lediglich zwei Stühle, die Tafel im Klassenzimmer und
einen Rucksack mit einem Tagebuch. Durch die Nähe zum sehr kleinen Publikum blickte
die Darstellerin den Zuschauern direkt in die Augen, wodurch die gesamte Aufführung sehr
intim war und der Zuschauer sich direkt angesprochen fühlte. Dieser Effekt wurde
zusätzlich dadurch verstärkt, dass das Publikum gelegentlich in der zweiten Person
angesprochen und mit Fragen konfrontiert worden ist. Das Stück berührte uns alle sehr
und wir waren auch von der Umsetzung mit diesen begrenzten Mitteln begeistert.
Nach dem Stück hatten wir noch eine sehr intensive Nachbesprechungs- und FragenRunde mit der Schauspielerin. Einerseits haben wir über unsere eigenen Erfahrungen mit
Themen wie Flucht, Krieg und Vorurteilen aus unserem direkten Umfeld gesprochen und
geschaut, wo wir uns in unserem Alltag an die eigene Nase fassen müssen. Andererseits
haben wir Fragen bezüglich einzelner Spieltechniken und Besonderheiten in der
Umsetzung sowie deren Hintergründen gestellt und uns Tipps für unsere eigenen
Theaterstücke eingeholt.
Abschließend hat uns die Schauspielerin tiefe Einblicke in den Weg und das Leben als
professioneller Schauspieler gewährt und uns von Castings, Proben, dem Umgang mit
Lampenfieber und vielem weiteren berichtet.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die gesamte Erfahrung sehr lehrreich war und
wir sowohl schauspielerisch als auch im Bezug auf Vorurteile und die Wertschätzung von
Frieden und Wohlstand in unserem Leben neue Erkenntnisse gewinnen konnten.

Ilyas Nuranikhoshkhow, 11c

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