Auf den Spuren der Geschichte: Workshop zum Thema “Gulags”

Im Rahmen einer Gruppenarbeit setzten sich die Schüler*innen intensiv mit verschiedenen Einzel-schicksalen auseinander.

Am 14.03.2025 hat der Leistungskurs Geschichte von Herrn Möller der Q1 an einem Workshop über sogenannte „Gulags“ teilgenommen.
Das Gulag-System war ein sowjetisches Straf- und Arbeitslagersystem, das vor allem unter Stalin zur Unterdrückung politischer Gegner diente. Inhaftiert wurden vor allem Oppositionelle und Kriminelle oder sowjetische Bürger aus der Mittel und Oberschicht. Die Insassen mussten unter extremen Bedingungen Zwangsarbeit leisten, oft in Bergbau oder Infrastrukturprojekten. Millionen Menschen starben dort durch Hunger, Kälte und harte Arbeit. Männer und Frauenbild lebten und arbeiteten dabei getrennt voneinander. Später wurden unter der sowjetischen Besetzung auch DDR-Bürger*innen inhaftiert und in Gulags zur Zwangsarbeit verurteilt. Nach Stalins Tod 1953 wurden die meisten Lager aufgelöst und die Häftlinge entlassen, es gibt heute aber immer noch Straflager in Russland, welche dem Gulag-System ähneln.

Nach einen kurzen Einführung in das Thema durften wir uns in Gruppenarbeit mit einigen
Einzelschicksalen ehemaliger Häftlinge beschäftigen. Diese waren alle DDR-Bürger und wurden von dem Sowjets in Gulags deportiert und dort gefangen gehalten um Strafarbeit zu verrichten. All diese Personen brachten nach ihrer Freilassung aus verschiedenen Gründen unterschiedliche Gegenstände aus dem Lagern mit. Jede Gruppe durfte sich ein Replik dieser Gegenstände aussuchen und sich mit dem Schicksal der dazugehörigen Person befassen.
Die Gegenstände waren ein gravierter Löffel, zwei bestickte Taschentücher, ein verzierter Gürtel und ein Brief. Der Löffel gehörte einem Mann, der gemeinsam mit seiner Frau verhaftet wurde. Obwohl sie im selben Lager untergebracht waren, lebten sie getrennt und hielten heimlich Briefkontakt. In den Löffel waren die Initialen eines fremden Mannes eingraviert, vermutlich eines Mitinhaftierten, der ihn gegen etwas zu essen eintauschte, da die Versorgung im Lager äußerst schlecht war. Wer sich jedoch den „Luxus“ leisten konnte, einen Löffel gegen Nahrung einzutauschen, erhielt vermutlich Versorgungspakete von Angehörigen.
Die bestickten Taschentücher gehörten der Frau des Löffelbesitzers. Sie verzierte sie als eine Form der Erinnerung an ihren Mann, mit dem sie im Lager getrennt war. Nach ihrer Freilassung nahmen beide die Gegenstände mit, um die schweren Zeiten nicht zu vergessen.

Der Gürtel gehörte einem jungen Mann, der während seiner Gefangenschaft eine enge Freundschaft mit sowjetischen Mitinhaftierten schloss. Zum Zeichen der Bruderschaft schenkten sie ihm den kunstvoll verzierten Gürtel, möglicherweise zu seinem Geburtstag.Die Briefe stammten von einem verzweifelten Vater, der monatelang nicht wusste, in welchem Lager sein Sohn inhaftiert war. Immer wieder wandte er sich an die Behörden, doch seine Bitten blieben unbeantwortet.

All diese Gegenstände erzählen eindrücklich von Leid, Entbehrung, aber auch von menschlicher Verbundenheit in Zeiten der Unmenschlichkeit. Sie sind „stumme Zeugen“ einer dunklen Geschichte.

Insgesamt war es ein äußerst lehrreicher Workshop der zeigt, dass die Geschichten der Betroffenen nicht in Vergessenheit geraten darf.

(Text: P. Wolfart & M. Asil-Sraj, Q1;
Fotos: B. Möller)

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