Erasmus+ am KSGM: Hej! Auf nach Norwegen!

Am Morgen des 22. November 2021 machten wir (Frau Özdemir & Herr Roth) uns nicht wie gewohnt auf den Weg nach Misburg, sondern zum Flughafen nach Hannover. Grund dafür: Es ging nach Norwegen! Im Rahmen von Erasmus+ haben wir eine Woche lang eine norwegische Schule besucht, um neue Ideen und Eindrücke für das Kurt-Schwitters-Gymnasium zu sammeln und mögliche neue Austauschaktivitäten zu planen.

So brachte uns der Flieger direkt nach Oslo, wo wir erst einmal feststellen mussten, dass Maskentragen in Norwegen offenbar eher eine Empfehlung darstellt. Während bis zuletzt unsicher war, ob wegen der in Hannover rasant steigenden Corona-Fallzahlen die Reise überhaupt möglich ist, erschien Norwegen rasch wie eine Insel der Glückseligkeit. Von Oslo aus brachte uns ein Bus ins rund zweieinhalb Stunden entfernte Trysil  nahe der schwedischen Grenze, wo sich die Schule befindet, die wir uns näher anschauen wollten.

Schulische Insel der Glückseligkeit: Das Unterrichten und Beisammensein ohne Maske kam Frau Özdemir und Herrn Roth zunächst spanisch in Norwegen vor.

Auf der Fahrt war es bereits so dunkel, dass wir lediglich die Elch-Warnschilder, nicht aber die Tiere selbst sehen konnten. Angekommen in Trysil, erwartete uns eine zauberhafte Schnee-Landschaft, reinste Postkarten-Idylle. Wobei echte Postkarten in Norwegen gar nicht mehr existieren, auf die Frage danach wurden wir eher wie Außerirdische angeschaut. Die Lehrerin Lene Stengrundet holte uns mit dem Auto ihres Vaters (das wir auf den Namen „Manfred“ tauften) ab und brachte uns zu unserer Unterkunft.

Nach erstem Kennenlernen war am Dienstag der erste Schultag angesagt (hatten wir ja auch sehr lange nicht mehr!). Die Trysil videregående skole hat verglichen mit dem KSGM einige Unterschiede zu bieten: Es ist eine sehr kleine Schule, in der es nur eine Oberstufe mit der 11., 12. und 13. Klasse gibt. Alle Lehrkräfte haben ein eigenes Büro, ein großes Lehrerzimmer hingegen gibt es nicht. Im Eingangsbereich befindet sich eine gemütliche Cafeteria sowie ein Aufenthaltsbereich für die Schüler*innen mit Tischtennisplatten. Die Klassenzimmer waren sehr modern gestaltet, bequeme Polsterstühle und herabhängende Steckdosen stachen sofort ins Auge. Diese waren auch notwendig, denn alle Schüler*innen waren mit eigenen Laptops ausgestattet, die auch vom Staat bezahlt wurden. Alle benutzen Windows als Betriebssystem und arbeiteten mit „OneNote“ als digitalem Heft. Hierüber konnten auch Schüler*innen, die zu Hause waren, live am Unterricht teilnehmen. Der schuleigene Administrator (namens Oynstein – die norwegische Version von Einstein) erzählte uns, dass die Schule im Jahr 2005 (!) mit WLAN ausgestattet wurde und alle Schüler*innen seit 2008 eigene Geräte bekommen. Da waren wir natürlich erst einmal etwas sprachlos. Bücher gab es aber durchaus auch noch.

Digitalisierung nächstes Level: Statt auf OHP und Folien setzt man in Norwegen z. B. auf Augmented-Reality-Brillen, um Unterrichtsinhalte anschaulich zu machen.

Drei Schülerinnen des Deutschkurses haben uns dann das komplette Schulgebäude gezeigt, bevor im Deutschunterricht hospitieren durften. Dabei bekamen wir einen kleinen Einblick in die kulinarischen Vorlieber der Norweger*innen: Brauner Käse, Julebrus (Weihnachtslimonade) und verschiedene Gebäcksorten. Außerdem hat der Kurs uns ein wenig über Deutschland ausgequetscht. In den nächsten Tagen durften wir dann auch noch im Politik-, Mathematik-, Religion und Wirtschaftsunterricht hospitieren, was sehr interessant war. So wurde beispielsweise mit einer Augmented-Reality-Brille gearbeitet, 3D-Drucker standen zur Verfügung und – man glaubt es kaum – auch klassisch mit der Tafel wurde noch gearbeitet und Unterrichtsgespräche waren auch keine Seltenheit.

Nach der Unterrichtszeit durften wir uns noch im Skilanglauf erproben, am Kollegiumssport teilnehmen (Floorball – wäre das nicht eine tolle Idee für den Sportunterricht!?) und norwegische Spezialitäten, wie z.B. Rentierbraten, probieren. Am Freitagmorgen machten wir noch einen kurzen Abstecher zur schwedischen Grenze, so konnten wir noch einmal die wunderbare Winterlandschaft genießen. Nach einem Kurztrip in Oslo sind wir am Samstag wieder heil zurück nach Hannover gekommen. Schön und aufregend war’s!

Ach ja, und das Auto wird jetzt dauerhaft „Manfred“ genannt! Das freut uns natürlich sehr J

Was können wir für die Schule aus Norwegen mitnehmen?

  • Gelassenheit, Gelassenheit, Gelassenheit
  • Eine einheitliche IT-Infrastruktur vereinfacht vieles (entweder NUR Apple oder NUR Windows)
  • Wir haben unsere Stärken, gerade in der Unterrichtsgestaltung! Digitalisierung ist nicht alles!
  • Die Bereitschaft, sich fortzubilden, ist eine größere Selbstverständlichkeit und es wird auch leichter ermöglicht und gefördert

Ach ja: Und noch ein Tipp! Bargeld braucht man in Norwegen nicht. Man kann ohnehin vielerorts damit nicht mehr zahlen. So manch einer wusste gar nicht mehr so richtig, welche Münzen es gibt.

Nicht nur fantastische Stimmungsbilder haben Frau Özdemir und Herr Roth aus Norwegen mitgebracht. Im Gepäck sind auch viele Anregungen, um Schule und Lernen noch besser zu machen.

Wir freuen uns, dass wir hoffentlich bald weitere Aktivitäten im Erasmus+-Programm durchführen können (wenn Corona es zulässt). Dies können Lehrkräftefortbildungen sein, Schulbesuche im Ausland oder auch Aktivitäten mit Schülergruppen! Denn schließlich sind wir ja Europaschule! Wir freuen uns drauf!

Evrim Özdemir & Jan Roth

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